Wer auf den mexikanischen Peso oder den venezolanischen Bolivar blickt, um sich selbst in Erstaunen darüber zu versetzen, wie tief Fiat-Währungen im jeweiligen Außenwert sinken können, der sollte sein Augenmerk momentan gewiss nicht von einer weiteren Papierwährung der Region lassen.

Denn der argentinische Peso sank zur Wochenmitte auf ein neues Allzeittief, was sich auch sehr belastend auf den lokalen Aktienmarkt auswirkte. Auslöser des massiven Kursrutschs an den argentinischen Finanzmärkten war die überraschende Entscheidung des Indexanbieters MSCI, laut der Argentinien aus dem Schwellenländerindex von MSCI herausfliegen wird.

Aufhebung der Kapitalkontrollen reicht scheinbar nicht

Auf welche Weise neben den Ratingagenturen auch Indexanbieter wie MSCI Politik machen, zeigt allein die Tatsache, dass es bei MSCI in einer Mitteilung hieß, mehr Anzeichen für eine „irreversible“ Fortsetzung von Pro-Marktreformen seitens des Präsidenten Mauricio Macri zu benötigen, um Argentinien in den eigens betriebenen Schwellenländerindex irgendwann wieder aufzunehmen.

Immerhin handelt es sich im Fall von Argentinien um die drittgrößte Wirtschaftsnation in Lateinamerika. Macri hatte nach seiner Amtsübernahme und dem umstrittenen Ausscheiden von dessen Amtsvorgängerin Cristina Kirchner die bis dahin geltenden Kapitalkontrollen aufgehoben, während die Restriktionen zur freien Konvertierbarkeit des argentinischen Pesos in Relation zu anderen Papierwährungen wie dem US-Dollar ebenfalls fallengelassen wurden.

Aktienleitindex im Sinkflug

MSCI schienen diese marktfreundlichen Maßnahmen der Regierung Macris augenscheinlich nicht ausgereicht zu haben. Argentiniens Aktienleitindex Merval ging nach Bekanntgabe der Entscheidung in den Sinkflug über und büßte an nur einem Handelstag mehr als 5% ein. Es gab auch nicht nur einen einzigen Subsektor, den vom Abverkauf verschont geblieben wäre.

Mit am härtesten erwischte es eine ganze Reihe von Energiewerten, allen voran das Papier von Pampa Energia, das  in der Spitze um mehr als 10% nachgab. Die seit Jahresbeginn zu verzeichnende Performance des Merval war hingegen alles andere als von schlechten Eltern. Auf nominaler Basis legten die Aktienkurse seit der Jahreswende um rund 25% zu.   Diese Zugewinne relativieren sich auf realer Basis jedoch, wenn man berücksichtigt, dass auch Argentinien massiv Liquidität ins heimische Finanzsystem pumpt, worunter die eigene Währung selbstverständlich signifikant leidet. Viele Schwellenländerinvestoren wurden indes gänzlich auf dem falschen Fuß erwischt und durch die Entwicklung überrascht.

Insbesondere Fondsanbieter auf dem falschen Fuß erwischt

Dies gilt insbesondere für Fondsanbieter, welche den MSCI-Index abbilden. Gleichzeitig reduzierte sich der argentinische Peso im Außenwert um mehr als 1% gegenüber dem US-Dollar, womit Argentiniens Währung ein neues Rekord- beziehungsweise Allzeittief markierte.

Auch der Handel an anderen Märkten Lateinamerikas erwies sich in der laufenden Woche als hektisch. Analysten sehen die Gründe hierfür mehrheitlich in den momentan höchst volatilen Rohstoffpreisen. Der mexikanische Peso gehörte mit zu den wenigen lateinamerikanischen Devisen, die sich mit einem Plus von 0,15% tatsächlich auch einmal gegen Trend zu stemmen wussten.  

Doch diese Sichtweise relativiert sich, wenn man berücksichtigt, dass Mexikos Peso bereits am Vortag wieder deutlich aufs Dach bekommen hatte. In Brasilien verlief der Handel dagegen relativ ruhig. Dies lag nicht zuletzt an manchen Minenwerten, die den Gesamtmarkt positiv zu beeinflussen wussten. 

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"